Kanadische Seafood-Branche profitiert von CETA
Nach siebenjähriger Verhandlung ist das Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) zwischen Kanada und der EU am 21. September 2017 vorläufig in Kraft getreten.
CETA ist ein Wirtschafts- und Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada, mit dem die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Märkten gestärkt werden sollen. Der kanadische Seafood-Sektor dürfte eine der Branchen sein, die von dem Handelsabkommen profitieren. Im CETA-Abkommen ist u. a. vorgesehen, Zolltarife schrittweise auslaufen zu lassen, und mittlerweile sind 96 % der kanadischen Seafood-Produkte von Zöllen befreit.
Die verbleibenden Zolltarife werden in den kommenden drei bis sieben Jahren abgebaut.
Der kanadische Fischerei- und Seafood-Sektor exportiert rund 75 % seiner Produktion, die laut Angaben der Regierungsbehörde Fisheries and Oceans Canada 2016 bei 639.465 t lag. Wichtigster Exportmarkt für kanadische Meeresfrüchte sind die USA (64 %), gefolgt von China (11 %), der Europäischen Union (10 %), Japan (4 %) und Hongkong (2 %).
Die EU importierte 2014 insgesamt 5.943.000 t Fisch und Meeresfrüchte, und bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch von 25,5 kg und etwa 510 Millionen Einwohnern besteht ein deutliches Wachstumspotenzial für kanadische Fische und Meeresfrüchte in der EU. Es gibt jedoch zahlreiche Faktoren, die weltweit Angebot und Nachfrage und damit letztendlich auch die Preise für Seafood beeinflussen, und so bleibt abzuwarten, inwieweit das Handelsabkommen zu einer wesentlichen Erhöhung der von Kanada nach Europa exportierten Mengen führen wird. Nachfolgend einige Beispiele für Zolltarife für den Export von Seafood-Produkten aus Kanada in die EU.
Kanada investiert in Logistik
Nach Angaben der föderalen Regierungsbehörde Fisheries and Oceans Canada ist Hummer, Homarus americanus, in diesem Bereich Kanadas Exportartikel Nummer 1 in die EU in Bezug auf den Wert, gefolgt von Schneekrabben und Garnelen. Kanada ist jedoch nicht in der Lage, mit dem Logistik-Konzept der amerikanischen Konkurrenten für lebenden Hummer Schritt zu halten. Im amerikanischen Bundesstaat Maine befinden sich die Hummerhändler ganz in der Nähe der großen Flughäfen von New York, Boston und New Jersey. Von den Häfen aus erreicht der Hummer die Tische in der EU innerhalb von zwei bis drei Tagen.
In Kanada ist der Stanfield International Airport Halifax in Nova Scotia der wichtigste Flughafen für den Export von lebendem Hummer. Der Flughafen Halifax wird von allen kanadischen Seeprovinzen, dem Hauptgebiet der kanadischen Hummer-Branche, genutzt und bietet nur eine begrenzte Anzahl von Flügen. Daher müssen einige Hummer-Exporte über den Pearson International Airport in Toronto abgewickelt werden, der von den kanadischen Seeprovinzen aus 18 Stunden Autofahrt entfernt liegt.
Zur Förderung des Exports von lebendem Hummer, der seit dem 21.9.2017 zollfrei in die EU eingeführt werden kann, wurden bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Logistik am Stanfield International Airport in Halifax eingeführt. Dazu wurde eine zusätzliche Fläche von 183.000 m² für Frachtflugzeuge zur Verladung von lebendem Hummer zur Verfügung gestellt, der von hier aus unter anderem in die EU exportiert wird.
Zusätzlich zu den Investitionen in die Infrastruktur hat die kanadische Regierung ihre Bereitschaft zur Stärkung der Seafood-Industrie erklärt und dazu einen Fonds in Höhe von 325 Mio. CAD (rund 221 Mio. EUR). eingerichtet. Der Lobster Council of Canada hat vorgeschlagen, Mittel aus diesem Fonds in Marketing, Forschung und Entwicklung zu investieren, um den kanadischen Hummer insbesondere in der EU als Marke aufzubauen und so die Vorteile des CETA-Abkommens optimal nutzen zu können.
Man darf gespannt sein, inwiefern das CETA-Abkommen und die öffentlichen kanadischen Investitionen in Logistik und Marketing tatsächlich zu einem gesteigerten Absatz von Hummer in der EU führen werden.
Zölle auf Kaltwassergarnelen laufen schrittweise aus
Die Ausfuhr von 23.000 t Kaltwassergarnelen aus Kanada in die EU wurde im Rahmen des Endbenutzer-Lizenzvertrags von Zöllen befreit. Einige Produzenten haben ihre Produktions- und Logistiksysteme in Bezug auf diese Gesetzgebung optimiert, um auf den europäischen Märkten zu gleichen Bedingungen wie ihre europäischen Wettbewerber konkurrieren zu können. Die Importeure für den Vertrieb an Endverbraucher wurden beauftragt, Berichte für die jeweilige Zoll- und Steuerverwaltung ihres Landes anzufertigen. Dieser Endbenutzer-Lizenzvertrag ist gut etabliert und wird fortgesetzt, ist aber ab dem 1.1.2018 auf 7.000 t begrenzt. Er könnte allerdings in den kommenden Jahren weniger attraktiv werden, da das CETA-Abkommen eine weitere Zollbefreiung eingeführt hat.
Im aktuellen CETA-Abkommen wird die Einbeziehung von Kaltwassergarnelen aus Kanada ohne Endverbraucheranforderungen innerhalb von 7 Jahren schrittweise eingeführt. Ab dem 21.9.2017 beläuft sich das ‚freie‘ Volumen im ersten Jahr auf 6.446 t und wird nach einem Prioritäts-System in der EU verwaltet. Ab 2018 wird das Jahresvolumen auf 23.000 t festgelegt, bis zur Zollfreiheit im Jahr 2024. Mit diesem langen Einführungszeitraum soll sichergestellt werden, dass der bestehende Marktzugang nicht negativ beeinflusst wird.
Außerdem eröffnet CETA Möglichkeiten für die Verarbeitung von rohen Garnelen aus anderen Ländern in Kanada, die dadurch eine kanadische Ursprungsbezeichnung erhalten. Jährlich können 5.000 t gekochte, geschälte Garnelen aus Kanada zollfrei in die EU exportiert werden. Dies können beispielsweise gekochte, geschälte Kaltwassergarnelen aus den USA sein.
In den letzten Jahren hatte die kanadische Garnelenindustrie mit erheblichen Quotensenkungen und schlechten Fangerträgen zu kämpfen, Faktoren, die bei der Preisfestsetzung für kanadische Garnelen in Europa eine entscheidendere Rolle spielen können als das CETA-Abkommen. Mehr dazu: (Link wird eingesetzt)
Quellen:
http://www.agr.gc.ca/eng/industry-markets-and-trade/market-information-by-sector/fish-and-seafood/industry-overview/?id=1383756439917
http://www.dfo-mpo.gc.ca/stats/facts-Info-16-eng.htm
http://www.agr.gc.ca/eng/industry-markets-and-trade/market-information-by-sector/fish-and-seafood/industry-overview/?id=1383756439917
http://www.eumofa.eu/documents/20178/66003/EN_The+EU+fish+market_Ed+2015.pdf/4cbd01f2-cd49-4bd1-adae-8dbb773d8519
http://skjol.islandsbanki.is/servlet/file/store156/item111088/Canada-ISB-skyrsla-LQ.PDF
https://www.canada.ca/en/fisheries-oceans/news/2017/03/canada_invests_325millioninthefishandseafoodsector0.html
http://atlantic.ctvnews.ca/ottawa-hopes-325-million-fund-will-spur-growth-in-fisheries-seafood-sector-1.3319539