Garnelen im Auf und Ab
Heute ist an der Westküste Grönlands die Garnelenfischerei eine der wichtigsten Lebensgrundlagen. In der Vergangenheit hatte die Kabeljaufischerei diese Rolle. Die Bewegungen dieser beiden Arten von Meeresbewohnern scheinen zusammen zuhängen und es gibt Anzeichen dafür, dass auch die Klimaveränderungen einen Einfluss haben.
In der Zeit zwischen 1960 und 1980 waren die Fangmengen bei Kabeljau sehr viel größer als heute. Während der 1980er Jahre schien der Kabeljau von der Küste Grönlands zu verschwinden. Daher haben sich viele Fischer auf den Garnelenfang umgestellt. Die Biologen konnten bisher noch nicht endgültig klären, was der Grund für den Rückgang der Kabeljaubestände war. Aber als häufigste Erklärung wird eine Kombination aus mehrjähriger intensiver Fischerei und sinkenden Meerestemperaturen genannt, wegen der sich die Bestände in wärmere Gewässer weiter im Süden zurückzogen.
Wärmere Gewässer vor Grönland
Garnelen bevorzugen kältere Gewässer und gehören zu den bevorzugten Beutetieren des Kabeljaus. Daher hatten sie in den 1980ern und 1990ern ausgezeichnete Bedingungen. Nun jedoch steigen die Temperaturen der grönländischen Gewässer wieder an. Dementsprechend konnten die Biologen wieder eine Zunahme der Kabeljaubestände vor Grönland verzeichnen. Es wird angenommen, dass der Kabeljau seinen hauptsächlichen Beutetieren, der Garnele und der Lodde, folgt, die gen Norden in die von ihnen bevorzugten kälteren Gewässer ziehen.
Dementsprechend sind die Garnelenfänge zurückgegangen und die grönländischen Biologen stellten fest, dass in den normalen Fanggebieten die Biomasse abnimmt. In einer Pressemitteilung von Grönlands Naturinstitut heißt es: „Der Kabeljau, der im Spiel der Garnelen die Rolle eines Jokers hat, nimmt besonders in den südlichen Gewässern vor Westgrönland zu. Der Kabeljau lebt von Garnelen und es wird für die nächsten Jahre damit gerechnet, dass die wachsende Kabeljaupopulation die Garnelenbestände reduziert. Denn Untersuchungen haben nachgewiesen, dass das Vorkommen von Kabeljau in Fanggebieten von Garnelen einen Rückgang der Garnelenmengen bedeutet“ [www.natur.gl]. Allerdings ist gegenwärtig die Überlappung der beiden Arten nicht sehr umfangreich und somit kann die Situation noch nicht vollständig erklärt werden.
Erforschung neuer Fanggebiete
Somit steht die Garnele von zwei Seiten her unter Druck – vom Kabeljau ebenso wie von Klimaveränderungen. Dies zeigt sich in den ständig rückläufigen grönländischen Garnelenquoten [Link Artikel 1]. Royal Greenland untersucht gegenwärtig weiter im Norden liegende Gewässer, die bislang noch nicht für die Fischerei genutzt werden. So soll ermittelt werden, ob die Garnele ganz von Grönland fortgezogen ist oder sich nur in den kälteren Norden bewegt hat. Jogvan Trondarson, Kapitän des Royal Greenland Trawlers Akamalik, erklärt: „In diesem Oktober haben wir bei 75 Grad nördlicher Breite in der Melville-Bucht nahe der Thule Air Base Garnelen gefunden. Drei unserer Schiffe haben dort gefischt und wir alle hatten gute Fänge großer Garnelen. Ich denke, wir werden dort auch im nächsten Jahr im Spätsommer und Herbst fischen. Das Problem ist, dass dieses Gebiet die meiste Zeit des Jahres von Eis bedeckt ist. Da wir hier noch nicht vorher gefischt haben, wissen wir nicht, ob die Garnelen schon immer hier waren oder aus dem Süden hierher gezogen sind.“ Die im Norden gefangenen Garnelen waren sehr groß. Dies deutet darauf hin, dass sie zu einem bisher noch nicht befischten Bestand gehören.
Nicht nur die schwierigen Eis- und Wetterbedingungen stellen Herausforderungen dar, sondern auch der Umstand, dass diese neuen Fanggebiete weit entfernt von den weiter im Süden befindlichen Anlagen für Verarbeitung und Versand liegen. Somit müssten die Fangschiffe weiter fahren als heute. Hierdurch würden sich die Transportkosten erhöhen und es würde länger dauern, bis die Fänge auf den Markt kommen.
Quellen:
www.natur.gl