Kaltwassergarnelen – aktuelle Lage 2016 und Erwartungen für 2017
Der Markt für Kaltwassergarnelen hat in den beiden vergangenen Jahren Höhen und Tiefen mit schwankenden Preisen und einer unbeständigen Verfügbarkeit erlebt. Die steigenden Preise haben einen Höhepunkt überschritten und sich auf einem etwas niedrigeren Niveau als im Vorjahr eingerichtet, doch das Angebot ist immer noch von Schwankungen geprägt. Als zentraler Akteur auf dem Markt hat Royal Greenland einige Schritte unternommen, um eine ruhigere Marktlage für 2017 zu sichern.
In den ersten Quartalen von 2016 lastete eine abwartende Atmosphäre auf dem Markt, die durch hohe Preise und Unsicherheit beim künftigen Angebot und den Quoten bedingt war. Die vorsichtige Stimmung und Zurückhaltung bei den Einkäufern führten zu einem leichten Rückgang der Preise. Ebenso nahmen die Lagerbestände der Produzenten bei kleinen Garnelen zu, während das Angebot bei größeren Garnelen immer noch begrenzt war. Das führte dazu, dass im Jahresverlauf einige Einzelhändler kleine Garnelen als Ersatz für größere in ihr Sortiment aufnahmen. Kleine Garnelen sind traditionell an industrielle Kunden verkauft worden, doch da sie nun zunehmend an den Einzelhandel verkauft wurden, gab es nicht mehr genug, um die Nachfrage zu decken. Zudem war der Preis für kleine Garnelen auf einen Stand angestiegen, der die Preislimits der industriellen Produzenten z. B. von Sandwiches und Salaten übertraf, so dass diese auf andere Produkte wie Surimi, Warmwassergarnelen und Tiefseeshrimps zurückgriffen. Obwohl inzwischen das allgemeine Angebot bei Kaltwassergarnelen wieder stabiler ist, zögern einige industrielle Produzenten noch dabei, zu Kaltwassergarnelen zurückzukehren, weil sie mit weiterhin schwankenden Preisen rechnen.
Veränderungen bei der Größenzusammensetzung
2016 wurde klar, dass die Herausforderungen im Markt für die Größenzusammensetzung nicht nur durch Schräglagen bei der Nachfrage nach großen/kleinen Garnelen bedingt waren, sondern auch die aktuelle Fangzusammensetzung widerspiegelten. Obwohl die Fangmengen generell zunahmen (in Grönland), war die Fangzusammensetzung nicht ganz so wie erwartet, da die Größen etwas kleiner waren als prognostiziert.
Anpassung an wechselnde Biologie
Die Ursache für die Veränderungen bei der Größenzusammensetzung der Fänge ist für Fischer und Biologen gleichermaßen rätselhaft. Es scheint noch weitere Veränderungen in der Saisonalität und dem generellen Lebenszyklus der Garnelen im Nordatlantik zu geben. Henrik Thune Cordsen, Kategoriemanager für Garnelen bei Royal Greenland, meint dazu: „Traditionell haben wir in China sehr viele Garnelen mit orangefarbenen Köpfen [aufgrund von Rogen] für das chinesische Neujahrsfest verkauft, wo dies als große Delikatesse gilt. Die Fangsaison für Garnelen mit orangefarbenen Köpfen hat sich aber etwas verschoben und findet teilweise erst nach dem Neujahrsfest statt. Auch die Häutungszeit der Garnelen hat sich ein wenig verschoben und wir verlassen die traditionellen Fanggebiete und finden weiter nördlich neue.“ Es ist unbekannt, ob die Garnelen aus den bekannten Fanggebieten verschwinden oder ob sie sich nur verlagern, und warum dies geschieht. Wichtig zu bemerken ist, dass trotz der Verlagerung der Bestände die Biomasse stabil und stark bleibt. Biologen spekulieren darüber, ob diese Veränderungen durch den Klimawandel und die Zunahme von anderen Arten verursacht sein können, die den Bestand an Garnelen beeinflussen, z. B. von Kabeljau, dessen bevorzugte Nahrung Garnelen sind.
Die Karte zeigt die Entwicklung der Fanggebiete in Grönland
Um die Bestände weiterhin nachhaltig zu bewirtschaften, müssen sich Produzenten und Kunden an diese biologischen Veränderungen anpassen, sowohl in der Art, wie wir die Garnelen fangen, als auch in der Art, wie sie verarbeitet, vermarktet und in der Küche verwendet werden.
Ruhigere Gewässer in Sicht – Sorge um eine begrenzte Ressource
Als einer der größten Produzenten von Kaltwassergarnelen der Welt sehen wir es bei Royal Greenland als unsere Verantwortung an, einen Beitrag zur Stabilisierung des Marktes bei der Versorgung, der Nachhaltigkeit und der Preisfestsetzung zu leisten. Wir versuchen, dieser Verpflichtung nachzukommen – durch eine sorgfältige Verarbeitung mit Respekt für die Rohwaren und einen Vertrieb an unsere Kunden zu einem Preis, der das Qualitätsniveau widerspiegelt. Auf diese Weise wird eine begrenzte Ressource voll ausgeschöpft.
Fangquoten 2017
Biologen vom Grönländischen Institut für Naturressourcen haben vor kurzem ihre Empfehlung für die Garnelenfischerei 2017 vorgelegt. Auf seiner Website (natur.gl) stellt das Institut fest: „[...] Daten aus der Fischerei zeigen stabile Fangmengen und die biologische Forschung zeigt, dass die Mengen bei Garnelen auf dem Niveau der durchschnittlichen Mengen der vergangenen fünf Jahre liegen. Zugleich hat die Menge an Kabeljau, der Garnelen verzehrt, abgenommen.“ Auf der Grundlage dieser Empfehlung hat die grönländische Regierung die Fangquote für Westgrönland für 2017 auf 90.000 Tonnen festgelegt. Dies ist etwas höher als 2016, wobei diese Gesamtquote durch ein neues Fanggebiet in Nordgrönland beeinflusst ist, wo es bislang nur eine Testquote gab.
In Kanada war die Fangquote 2016 um ganze 42 Prozent gesenkt worden, bedingt durch beunruhigende Daten über die Bestände, die die Biologen vorgelegt hatten. Für 2017 wird erwartet, dass die Quoten auf demselben Niveau oder noch niedriger angesetzt werden. Was die Preise betrifft, so werden grönländische Garnelen üblicherweise etwas höher eingestuft als kanadische, da grönländische Garnelen weniger stark saisonalen Schwankungen unterliegen und das Angebot somit stabiler ist.