Lachs: Hat der Preis seinen Höchststand erreicht?
Lachs ist der weltweit am stärksten nachgefragte Fisch und schon seit Jahren entwickelt sich die Nachfrage nur in eine Richtung: nach oben. Dies hat sich auf den Preis ausgewirkt, der noch 2015 einigermaßen stabil war, aber 2016 einen historischen Höchststand erreichte. Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die gegenwärtige Situation, die Trends und möglichen künftigen Entwicklungen.
Die kommerzielle Zucht des Atlantiklachses begann in den 1970er Jahren. Seither hat die Produktion der Lachsaquakulturen enorm zugelegt, so schätzt die Welternährungsorganisation FAO, dass heute weltweit mehr als eine Million Tonnen Zuchtlachs produziert werden. Norwegen ist dabei der größte Produzent von Atlantiklachs, aber auch Chile ist ein großer Anbieter. Weitere wichtige Produzenten sind Schottland, Kanada und die Färöer-Inseln. Die größten Verbraucher sind die USA und europäische Länder.
Preise höher als je zuvor
Ende 2016 hatte der Preis fast die Marke von 8 Euro pro Kilogramm erreicht. Ende 2015 lag er noch bei 4,40 Euro, also in nur einem Jahr eine Preissteigerung von über 40 Prozent. Für diese Entwicklung gab es mehrere Gründe. Ausschlaggebend war vor allem, dass das weltweite Angebot von Zuchtlachs 2016 um 7 Prozent zurückging, während die Nachfrage ihrerseits organisch um 7 Prozent zulegte. Das führte zu einem starken Druck auf den Preis. Gleichzeitig gab der Kurs der norwegischen Krone nach, was es den Exporteuren ermöglichte, die höheren Preise einfacher an die Verbraucher weiterzugeben.
Die norwegischen Züchter hatten außerdem mit der Lachslaus zu kämpfen. Die Behandlung der befallenen Fische bedeutete eine höhere Sterblichkeit, während die überlebenden Fische weniger stark im Gewicht zulegten. Normalerweise sind die Lachspreise im zweiten Halbjahr niedriger als im ersten, weil das Wachstum in den Sommermonaten schneller ist und daher im Herbst mehr Fische das optimale Fanggewicht von 3 bis 6 Kilogramm erreichen. Sowohl 2015 als auch 2016 trat jedoch das Gegenteil ein: Die Preise stiegen auch im Herbst, da das Angebot wegen der Probleme mit der Lachslaus rückläufig war. Lachsläuse sind der Hauptgrund für den Rückgang der Erträge. Obgleich die Anzahl der Läuse pro Fisch zurückgeht, verlieren Standardbehandlungen an Wirkung, was wiederum die Kosten für die Bekämpfung der Läuse erhöht. Die norwegische Regierung versucht die Schäden durch Lachsläuse zu begrenzen, indem sie bei Genehmigungen für neue Lachsfarmen sehr restriktiv ist. Insgesamt war aus diesen Gründen die Produktion der norwegischen Zuchtbetriebe geringer als erwartet, was die Preise nach oben trieb.
In Chile, wo sich die Produktion nach einem Ausbruch der Krankheit vor einigen Jahren gerade auf dem Weg der Erholung befand, wurden Anfang 2016 durch eine äußerst starke Algenblüte im südlichen Teil des Landes etwa 27 Millionen Fische getötet. Der Rückgang der Erträge sorgte bei chilenischem und norwegischem Lachs für steigende Preise. Die historisch hohen Preise werden durch die weiterhin starke Nachfrage aus der EU und den USA – wobei die EU noch mehr zahlen muss, um den Währungsvorteil des starken US-Dollars auszugleichen – auf der einen und das begrenzte Angebote auf der anderen Seite gestützt.
Zukunftsperspektiven
Bislang hat der Markt die hohen Preise angenommen, und während die Lachszüchter davon sicherlich trotz gestiegener Produktionskosten profitierten, sehen sich Exporteure und Verarbeitungsunternehmen durch die erhöhte Volatilität und geringere Margen aufgrund von Widerständen gegen Preiserhöhungen in Einzelhandel und Gastronomie unter Druck gesetzt. Aufgrund langfristiger Verträge haben die Preiserhöhungen noch nicht vollständig bis zu den Endverbrauchern durchgeschlagen, aber dies ist bald zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, ob dies die hohe Nachfrage dämpfen wird. Im Bereich der Gastronomie gibt es bereits Anzeichen dafür, dass Lachs einfach zu teuer geworden ist und daher durch andere Fischarten oder eiweißhaltige Produkte ersetzt wird. Gegenwärtig liegen die Lachsverkäufe im Foodservice-Bereich beim Index 70. Key Account Manager Thorsten Schönfisch von Royal Greenland Deutschland erklärte hierzu: „Früher war Lachs ein Bestseller, aber meine Kunden im Verpflegungsbereich und in Kantinen ersetzen in zunehmendem Maße Lachs durch kostengünstigere Arten wie Kabeljau und Seelachs. Sie haben feste Kosten pro Mahlzeit einzuhalten und Lachs ist jetzt einfach zu teuer geworden, um diese Kostengrenze einzuhalten. Er ist zu einem Luxusartikel geworden, der für alltägliche Mahlzeiten zu teuer ist.“ Aus dieser Perspektive ist eine gewisse Stagnation der Marktentwicklung zu erwarten – man könnte sagen, dass sich der Lachs aus dem Markt gepreist hat. Andererseits prognostizieren einige Analysten für 2017/18 eine Zunahme des Angebots um 5 bis 6 Prozent.
Früher war Lachs ein Bestseller, aber meine Kunden im Verpflegungsbereich und in Kantinen ersetzen in zunehmendem Maße Lachs durch kostengünstigere Arten wie Kabeljau und Seelachs<br> - Key Account Manager Thorsten Schönfisch
Trotzdem gibt es Anzeichen dafür, dass das Preisniveau auf dem jetzigen Stand bleiben oder sich sogar noch weiter erhöhen könnte. Die Problematik der Lachslaus ist unverändert und die chilenische Produktion hat sich noch nicht vollständig auf das Niveau der Jahre vor der Krankheit und den Algen erholt. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass die Nachfrage weiterhin organisch um 7 Prozent pro Jahr steigen wird und durch Erschließung neuer Märkte sogar noch schneller steigen könnte. Hohe Erwartungen richten sich diesbezüglich auf einige neue Märkte in Asien mit einer wachsenden Mittelschicht, die weniger preissensibel ist. 2015 stoppte China den Import von ganzen norwegischen Lachsen aufgrund der Sorge, dass Viren dieser Produkte die eigene Fischzuchtindustrie bedrohen könnten. Wenn dieser Importstopp aufgehoben wird, kann damit gerechnet werden, dass die Nachfrage noch weiter steigt.
Da es also Anzeichen in beide Richtungen gibt, ist es unmöglich, sicher vorherzusagen, ob die Lachspreise weiter steigen und ob diese Preissteigerungen vom Markt angenommen werden. Evan Kristiansen, Einkaufsmanager bei Royal Greenland sagte hierzu: „Aus unserer Sicht benötigt der Markt mehr Stabilität. Im Augenblick profitieren vom stark volatilen Markt nur die Lachszüchter. Stagnierende Preise würden für Stabilität und eine weiterhin solide Nachfrage sowie Vertrauen vonseiten der Kunden und Endverbraucher sorgen.“
Quellen:
http://www.fao.org/in-action/globefish/market-reports/resource-detail/en/c/415527/
Fat Trout Weekly 16032017, Newsletter der norwegischen Bank DNB Bank ASA
Marine Harvest